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Der Teichmolch - Lissotriton vulgaris
Artcharakteristische Kennzeichen:
Schlanker, kleinerer Wassermolch; Haut während des Wasseraufenthaltes glatt, in der Landphase samtartig trocken und leicht granuliert; Kopfoberseite mit drei Längsfurchen, tief eingesenkte Drüsenmulden zwischen Nasenloch und Auge; heller Kopfseitenstreifen von Nasenloch bis Mundwinkel; Kehle heller als Bauch und beide zumeistdunkel gefleckt.
Größe:
GL ♂ und ♀ bis 110 mm.
Geschlechtsunterschiede:
Teichmolche weisen sowohl in Wasser- als auch in Landtracht gut ausgeprägte Geschlechtsunterschiede hinsichtlich Färbung und Zeichnung auf (Geschlechtsdichromatismus).
Wassertracht:
♂ mit hohem, gewellten oder leicht gezacktem Rückenkamm, der ohne Einkerbung an der Schwanzbasis in den oberen Schwanzflossensaum übergeht; Zehen mit dunklen Hautsäumen; Kloake dunkel, stark gewölbt; Oberseite dunkelbräunlich und dunkel gefleckt. Die Bauchmitte (nie der gesamte Bauch wie beim Bergmolch) orangerötlich mit großen dunklen Flecken, der Schwanzflossensaum mit rötlichen und bläulichen Zeichnungselementen. ♀ohne Rückenkamm, oberer Schwanzflossensaum niedriger als beim ♂; Kloake wenig gewölbt; Oberseite lehmgelb mit kleinen dunklen Tupfen; Bauchmitte orangegelblich, Bauchflanken heller, mit kleinen dunklen Flecken.
Landtracht:
Sehr niedriger Rückenkamm und rötlich/blaue Färbung an Schwanzunterkante bleiben beim ♂ deutlich; Hautoberfläche samtartig und wasserabweisend. Beim ♀ ist der obere Schwanzflossensaum nicht mehr sichtbar, Hautoberfläche wie beim ♂.
Jahreszyklus:
Die Dauer der Kältestarre ist u. a. witterungsabhängig und erstreckt sich in Mitteleuropa von Oktober/November bis Februar/März, die Fortpflanzungszeit von März bis Ende Juni/Anfang Juli (seltener August). Danach erfolgt der Landaufenthalt. Auch ein ganzjähriger Wasseraufenthalt ist möglich.
Tagesaktivität:
Zur Fortpflanzungszeit ganztägig aktiv, während des Landaufenthaltes nacht-, bei Niederschlägen auch tagaktiv.
Fortpflanzung:
Das komplexe Fortpflanzungsverhalten ist ähnlich wie beim Bergmolch. Jedoch gibt es Unterschiede in einzelnen Verhaltenssequenzen, z. B. der Frequenz der Schwanzvibrationen. Das ♂ deponiert je „Paarung“ ein bis fünf Spermatophoren und das ♀ legt in der Saison 200 bis 300 Eier, die von ovalen Gallerthüllen umgeben sind. Sie werden mit den Hintergliedmaßen vom ♀ einzeln in Blätter der Unterwasservegetation warmer Flachwasserbereiche eingerollt. Nach 8–14 Tagen ist die Embryonalentwicklung beendet. Die Larven schlüpfen mit 6–10 mm GL und erreichen ca. 40 mm GL. Nach 6 bis 8 Wochen ist die Metamorphose abgeschlossen und die durch Lungen atmenden Jungmolche suchen mit 25–40 mm GL zwischen Anfang Juli und November das Land auf.
Tagesverstecke und Winterquartiere:
Während des Landaufenthaltes suchen Teichmolche ähnliche Tagesverstecke und Winterquartiere auf wie Bergmolche. Nicht selten befinden sich diese allerdings in einer deutlich wärmeren Umgebung. Verschiedene Funde unter lose aufliegenden Muschelkalk-Schuttplatten in Blaugras-Trockenrasen belegen die Wärmetoleranz des Teichmolches.
Wanderdistanzen:
In Abhängigkeit von der Geländestruktur und Vegetation befinden sich Landverstecke zumeist in 1-4 m Entfernung vom Gewässer entfernt. Als bisherige maximale „Wanderleistung“ wurden 900 m ermitttelt.
Nahrung
Während des Wasseraufenthalts besteht die Nahrung v. a. aus freischwimmenden Kleinkrebsen, an Land aus einer Vielzahl kleinerer am Boden lebender Wirbellose wie Asseln, Spinnen oder Regenwürmer.
Prädatoren (Beutegreifer, Fressfeinde):
z. B. Larven von Wasserinsekten, Schwimmkäfer, Fische, Wasserfrösche, Ringelnattern, Entenvögel, Reiher, Störche, Rabenvögel, größere Singvögel, Wasserspitzmäuse, Iltis, Wildschweine.
Abwehrverhalten:
Wie Bergmolch. Nicht selten nehmen Teichmolche eine Schreckstellung ein, wobei sie sich auch ballartig zusammenrollen.
Alter:
Unter menschlicher Obhut im Terrarium bis zu 28 Jahre. Durch skelettochronologische Analysen (siehe Bergmolch) wurde für Teichmolche verschiedener Herkünfte ein Lebensalter von 5-12 Jahren ermittelt.
Bemerkenswertes:
Teichmolche können auch in kleineren Gewässern Vorkommen mit hohen Individuendichten aufbauen, vorausgesetzt, es befinden sich darin keine Fische. Bemerkenswert war die Anzahl in einem Gartenteich mit 50 m² in Grimma. 1988 wurde dort ein Teichmolchbestand von 1015 Weibchen und 987 Männchen ermittelt. Auch Amphibien häuten sich regelmäßig. Während des Wasseraufenthaltes wird die oberste Hautschicht wie ein Hemd vielfach im Ganzen abgestoßen und die Körperform des Wassermolches ist sichtbar.
Text: Andreas Nöllert