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Der Teichfrosch - Pelophylax kl. esculentus
Vorbemerkungen:
Der Teichfrosch ist ein Hybrid, der ursprünglich aus der Bastardierung (Hybridisierung) von Seefrosch und Kleinem Wasserfrosch „hervorgegangen“ ist. Diese „Urkreuzung“ der beiden Elternarten findet heute kaum noch statt, da sie sehr unterschiedliche Lebensraumansprüche aufweisen. Teichfrösche sind auch untereinander fortpflanzungsfähig und können ohne Anwesenheit der Eltern „reine“ Teichfroschpopulationen aufbauen. Vielfach ist jedoch eine der Elternarten anwesend, wodurch ständige Rückkreuzungen mit dieser erfolgen und ausschließlich Hybride entstehen. Von diesen werden dabei Geschlechtszellen der nicht anwesenden Elternart gebildet und die der anwesenden Elternart eliminiert. Der komplizierte und phänomenale Prozess wird als Hybridogenese bezeichnet und wurde erst gegen Ende der 1960-er, Anfang der 1970-er Jahre durch Leszek Berger aus Poznan und Rainer Günther aus Berlin entdeckt (Günther 1996). Kleiner Wasserfrosch und Seefrosch besitzen jeweils einen doppelten (diploiden) Chromosomensatz. Teichfrösche können sowohl einen diploiden Chromosomensatz (jeweils einen der Elternarten) als auch einen dreifachen (triploiden) Chromosomensatz aufweisen. Dabei ist jeweils eine der Elternarten mit einem doppelten Chromosomensatz „vertreten“. Die äußeren Merkmale und auch die Rufe triploider Teichfrösche zur Fortpflanzungszeit ähneln dann einer der beiden Elternarten. Der Teichfrosch ist also keine biologische Art im „klassischen Sinn“. Bis heute ist nicht geklärt, ob „echte“, also diploide, Kleine Wasserfrösche im Mittleren Saaletal siedeln, oder ob es sich dabei um triploide Teichfrösche handelt. Eine spannende Aufgabe für eine wissenschaftliche Qualifizierungsarbeit!
Artcharakteristische Kennzeichen:
Mittelgroßer bis großer Wasserfrosch („Grünfrosch“); viele Merkmale intermediär zwischen denen des Kleinen Wasserfrosches und Seefrosches; innerer Fersenhöcker an der Basis der 1. (kleinsten) Zehe groß, höchster Punkt in Richtung Zehenspitze. Hinterseite der Oberschenkel auch mit gelben Färbungselementen zwischen der dunklen Marmorierung; paarige Schallblasen weiß bis grau.
Größe:
KRL ♂♂55-75 mm, selten bis 90 mm; ♀♀ 65-85 mm, selten 110-120 mm.
Geschlechtsunterschiede:
♂ mit grau pigmentierter Brunftschwiele am Daumen und muskulösen Vordergliedmaßen; hinter den Mundwinkel jeweils eine schlitzförmige, von außen sichtbare Hauttasche, aus der die von innen mit Luft gefüllten großen Schallblasen ausgestülpt werden können. Zur Fortpflanzungszeit kann ein großer Teil der Männchen an Kopf, Vorderkörper und z. T. auch am gesamten Körper gelblich gefärbt sein. ♀ ohne Brunftschwielen und Schallblasen, kein „Farbwechsel“ während der Fortpflanzungszeit.
Jahreszyklus:
Abwanderung vom Fortpflanzungsgewässer und Aufsuchen der Winterquartiere im September/Oktober. Ende der Kältestarre im März/April. Ruf- und Reproduktionsperiode von Ende April bis Anfang Juli. Hauptlaichzeit v. a. Mitte Mai bis Mitte Juni.
Tagesaktivität:
Tag- und nachtaktiv.
Fortpflanzung:
Männchen bilden große Rufgemeinschaften in warmen Flachwasserbereichen. Einwandernde Weibchen werden in der Achselgegend geklammert (Amplexusaxillaris). Der Laich wird in mehreren „fetzenförmigen“ Klümpchen mit 100-500 Eiern wenige cm unter der Wasseroberfläche deponiert und beim Austritt aus der Kloake vom ♂ besamt (äußere Befruchtung). Je nach Körpergröße setzt ein ♀ 1.000 bis 10.000 Eier ab. Der Eidurchmesser variiert zwischen 0,8 mm und 2,6 mm und in jedem Laichklümpchen treten 2-4 „Größenklassen“ unterschiedlich großer Eier auf. Bei 20°C dauert die Embryonalentwicklung 5-6 Tage. Entsprechend der Eigröße messen die Larven beim Schlupf 5-10 mm GL.Larven können 45-80 mm GL, seltener 100 mm GL und in Ausnahmefällen 183 mm GL erreichen. Die Larvalentwicklung dauert 5-12 Wochen und Metamorphlinge messen 12-30 mm KRL.
Anzeigerufe:
Knurrende oder schnarrende „Paarungsrufe“, die mit „rä…rä…rä“ umschrieben werden können.
Tagesverstecke und Winterquartiere:
Außerhalb der Ruf- und Fortpflanzungsperiode sitzen Teichfrösche am Gewässerufer und suchen dort auch Deckung unter oder zwischen Pflanzenbeständen (z.B. Basis von Binsenbülten) auf. Die Überwinterung erfolgt in stehenden und fließenden Gewässern sowie an Land.
Wanderdistanzen:
Die Mehrzahl der Teichfrösche bewegt sich kaum weiter als 10 m vom Ufer entfernt. Jungtiere und Metamorphlinge können (v.a. während Niederschlägen) mehr als 2 km vom Gewässer abwandern.
Nahrung:
Als Nahrung dienen alle Organismen, die Teichfrösche bewältigen können. Darunter z. B. Wespen, Hornissen und Hummeln sowie Karpfen bis zu 7 cm Länge und Waldspitzmäuse.
Prädatoren:
Teichfrösche werden u. a. von Hecht, Zander, Wels, anderen Wasserfröschen, Ringelnatter, Haubentaucher, Graureiher, Schwarz- und Weißstorch, Kranich, zahlreichen Greif- und Krähenvogelarten, Wanderratte, Fuchs, Marderhund, Fischotter und Marderarten verzehrt.
Abwehrverhalten:
Teichfrösche flüchten vor potenziellen Fressfeinden mit ein bis zwei Sprüngen in das Wohngewässer. Ergriffene Tiere blähen sich auf und senken den Kopf auf den Boden sowie äußern Schreckrufe mit geöffnetem Mund. Alter: In natürlichen Lebensräumen bis zu 10 Jahren, in menschlicher Obhut bis zu 14 Jahren.
Bemerkenswertes:
Teichfrösche bilden eine wichtige Ressource im Nahrungsnetz vieler Ökosysteme und sind zur Erhaltung unserer Weiß- und Schwarzstorchbestände sowie des Schreiadlers von großer Bedeutung. Sie verzehren zudem große Mengen verschiedener Mückenarten und deren Larven.
Text: Andreas Nöllert