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Der Springfrosch - Rana dalmatina
Charakteristik:
Mittelgroßer, schlanker Braunfrosch; Schnauze lang, leicht abgerundet bis zugespitzt; Fersenprobe: Fersengelenk überragt Schnauzenspitze teilweise beträchtlich; Fersenhöcker mittelgroß, Quotient aus Länge 1. Zehe: Fersenhöckerlänge = 1,80-2,80; Trommelfell entspricht fast Augendurchmesser, liegt dicht am Augenhinterrand; Oberseite kontrastarm bräunlich (,,Fallaubfärbung"); helle Oberlippenlinie endet nicht abrupt unter Auge; unterseits selten gefleckt; Paarungsrufe: leise Rufreihen bis 12 Sekunden Dauer, 4-6 Rufe je Sekunde „wog... wog... wog", oft unter Wasser und nachts; West-, Mittel-, Süd- und Süd-ost-Europa.
Beschreibung:
Der Springfrosch kann ausnahmsweise eine Kopf-Rumpf-Länge von 90 mm erreichen. Die Mehrzahl der Männchen wird jedoch kaum größer als 60-65 mm, Weibchen bleiben zumeist kleiner als 80 mm. Der schlanke Frosch hat eine relativ lange, zugespitzte, manchmal leicht gerundete Schnauze. Die Pupille ist waagerecht elliptisch, und das fast den Augendurchmesser erreichende Trommelfell liegt dicht am Augenhinterrand. Der Abstand Auge - Trommelfell ist geringer als der halbe Trommelfelldurchmesser. Im Schulterbereich liegen die manchmal schwach entwickelten Rückendrüsenleisten relativ weit auseinander. Bei der Fersenprobe überragt das Fersengelenk die Schnauzenspitze deutlich. Der innere Fersenhöcker ist bezüglich Form und Größe intermediär zwischen den entsprechenden Höckern von Moor- und Grasfrosch ausgebildet. Der Quotient aus der Länge 1. Zehe: Fersenhöckerlänge variiert zwischen 1,80 und 2,80. Oberseits ist der Springfrosch einheitlich hell- bis rötlichbraun (Falllaubfärbung) gefärbt und seltener dunkel gefleckt. Somit fallen als dunkle Zeichnungselemente besonders die Querbänder auf Ober- und Unterschenkel sowie der nicht immer ausgebildete Winkelfleck auf dem Vorderrücken auf. Manchmal ist ein heller, aber stets schwacher Rückenstreifen sichtbar. Der helle Oberlippenstreifen vom Mundwinkel zur Schnauzenspitze verläuft meistens kontinuierlich. Unterseits ist der Springfrosch weißlich, zumeist ohne dunkle Flecke, die lediglich entlang der Kehl- und Bauchflanken vorhanden sein können.
Geschlechtsunterschiede:
Die Daumenschwiele des Männchens ist zur Paarungszeit grau pigmentiert, seine Vordergliedmaßen sind kräftiger aus- gebildet als die des Weibchens. Schallblasen besitzt der Springfrosch nicht. Weibchen sind etwas plumper und massiger als Männchen.
Jahreszeitliche Unterschiede:
Außerhalb der Paarungszeit sind die Daumenschwielen der Männchen weiß,
Verwechslungsarten:
Vergleiche weiter bei Moor- und Grasfrosch.
Verbreitung:
In Nord-Europa und im nördlichen Mittel-Europa gibt es isolierte Vorkommen des Springfrosches, wovon einige genannt seien: Südost-Schweden (als nördlichster Fundpunkt Insel Öland), auf den dänischen Territorien Bornholm, Sjaelland, Møn, Falster, Langeland und Fyn sowie dem östlichen Festland bei Kolding. In Schleswig-Holstein sind Meldungen aus der Umgebung Hamburgs, dem Kreis Lauenburg bekannt. Die Art siedelt in Mecklenburg (Nienhagen, Darẞ, Rügen) und Niedersachsen (Lüneburger Heide, Wendland, Östlich Braunschweig), in der Altmark, Nordwest-Thüringen und Sachsen (Muldegebiet, Umfeld Dresdens). Im südlichen Deutschland gibt es weitere Springfroschvorkommen, die nun teilweise schon im mehr oder weniger geschlossenen Verbreitungsgebiet liegen, so in Nordrhein- Westfalen (Büren Bonn), Rheinland- Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg (Nordwesten und Gebiet westlich Bo- densee) sowie in Bayern. Nach Westen zu kommt der Frosch im südlichen Belgien und Luxemburg sowie in nahezu ganz Frankreich vor. In Spanien sind die Region Cataluña (in letzter Zeit allerdings nicht mehr bestätigt) und die Provinzen Navarra, Alava sowie Vizcaya besiedelt. In der Schweiz existieren Vorkommen im westlichen und nordöstlichen Teil so- wie im Tessin; in Österreich ist er im Nordosten, Osten und Südosten zu finden. Weit verbreitet ist der Springfrosch in Italien und auf der gesamten Balkanhalbinsel einschließlich des Peloponnes. Ob die Art im südlichen Sizilien vorkommt, sollte nachgeprüft werden. Die östliche Grenze ist die Westküste des Schwarzen Meeres. Nach Nordwesten verläuft die Verbreitungsgrenze über das nördliche Rumänien, die Ukrainischen Karpaten, die ČSFR bis nach Sachsen. In Polen kommt er im Raum Wroclaw und um Przemysl vor. In Großbritannien erfolgten Ansiedlungsversuche. Der Springfrosch fehlt im größten Teil Iberiens, auf den meisten Mittelmeerinseln, den Britischen Inseln, in Nordost-Europa und im größten Teil Skandinaviens. Ein isoliertes Teilareal gibt es in Vorderasien.
Unterarten:
Keine.
Lebensraum:
Der Springfrosch liebt lichte und relativ trockene Laubwälder. In Dänemark und in isolierten Vorkommen Norddeutschlands bewohnt er Buchenwälder, in Teilen der Schweiz Eichenwälder. Im Tessin lebt er in Birken- und Edelkastanienwäldern. Entlang der Flußläufe bevorzugt er die Hartholzaue, gebildet aus Eichen, Hainbuchen, Linden und Eschen. Er ist nicht in dem Maße an einen hohen Grundwasserstand gebunden wie etwa der Moorfrosch. Ein recht breites Spektrum an Gewässern wird zur Ablage der Laichballen genutzt: Niedermoore in Waldrandlage, gut besonnte Sümpfe innerhalb des Waldes, Altwasserarme, aber auch ruhige Fluß- und Bachabschnitte, Gewässer in Erdaufschlüssen, wasserführende Gräben, selbst Bombentrichter, betongefasste Dorfteiche oder Pfützen. Außerhalb der Fortpflanzungszeit hält sich der Springfrosch in dichteren Bereichen der Krautschicht von Wäldern auf, besiedelt aber auch angrenzende Wiesen- und Kahlschlagbereiche. Die Winterquartiere liegen in tieferen Bodenbereichen, aus Griechenland wurden auch „Wasserüberwinterer" bekannt. Die Larven besiedeln mehr den Gewässerboden. Jüngere Kaulquappen findet man eher im Uferbereich, während ältere Larven im tieferen Wasser leben. Die Vertikalverbreitung reicht von Meeresniveau bis in 1720 m NN (Salzburg).
Nahrung:
Magenuntersuchungen liegen aus den Ukrainischen Karpaten vor. Danach enthielten 26% der Mägen Laufkäfer, 23% Rüsselkäfer, 21% Blattkäfer, 18% Fliegen, 16% Ohrwürmer, 13% Schlupfwespen, 10% Spinnen. Eine Vielzahl anderer Wirbelloser wurde in weniger als 10% der Mägen nachgewiesen. Den geringsten Anteil hatten Landschnecken, Regenwürmer und Hafte mit rund 3%.
Feinde:
Der Springfrosch wurde in der Nahrung von Schleiereule und Uhu nachgewiesen.
Abwehrverhalten:
Der Springfrosch flüchtet in wenigen, großen Sprüngen und drückt sich anschließend an den Boden. Bei Berührung reagiert er manchmal ähnlich wie der Moorfrosch. Die Larven sind recht scheu und flüchten zumeist ungestüm in tiefere Gewässerbereiche.
Fortpflanzung:
Auch der Springfrosch ist ein Frühlaicher, der in Mitteleuropa noch vor dem Grasfrosch in das Laichgewässer einwandert. Das ist bei günstigem Wetter Ende Januar/Anfang Februar der Fall, wobei sich die Wanderung bis Mitte/ Ende April erstrecken kann. Die Abwanderung findet Ende März bis Ende Mai statt. Der Springfrosch verbleibt etwas länger im Laichgewässer als der Grasfrosch. In Nordgriechenland konnte eine „dreigipflige" Laichabgabe beobachtet werden: wenige Ballen Ende Januar, die Mehr- zahl Anfang bis Mitte Februar und ein weiterer „kleiner Gipfel" Mitte März. In Deutschland beginnt die Laichzeit rund einen Monat später. Die frühe Fortpflanzungszeit wird als Strategie zur „Konkurrenzminderung" mit anderen Frühlaichern gedeutet. Die Sprinfrosch-Männchen sind sofort nach Einwanderung in das Gewässer paarungsbereit, Moor- und Grasfrosch erst nach einer kurzen „Anpassungsphase". Die Weibchen, die nur zur Laichabgabe im Wasser erscheinen, werden in der Achselgegend geklammert. Die Laichballen mit den 450-1800 Eiern werden in charakteristischer Weise an Äste oder ähnliche Gegenstände geheftet. Dabei bildet der Ast gleichsam die Achse des Ballens, der darauf wie aufgespießt erscheint. In ähnlicher Weise deponiert der Italienische Springfrosch seine Laichballen, nur sind diese deutlich kleiner. Springfroschballen findet man in 5-40 cm Wassertiefe, gegen Ende der Embryonalzeit steigen sie zur Wasseroberfläche auf und sind dann oft mit Algen überzogen. Die Eier sind oberseits schwarzbraun, am unteren Pol befindet sich ein heller, scharf begrenzter Fleck. Sie messen im Durchmesser 1,5-2,1 mm, die Gallerthüllen 9-12 mm. Nach etwa 3 Wochen ist die Embryonalentwicklung beendet.
Paarungsrufe:
Die relativ leisen Rufreihen dauern bis zu 12 Sekunden, wobei 4-6 Rufe in der Sekunde erzeugt werden. Sie klingen wie „,,wog... wog... wog". Zu Beginn der Fortpflanzungszeit wird vor allem unter Wasser und ziemlich sporadisch gerufen. In Mitteleuropa bilden sich an sonnigen und warmen Märztagen größere Chöre. Die Männchen sitzen im Flachwasser oder liegen auf der Wasseroberfläche und rufen. Das „Chorbalzen" dauert zumeist nur wenige Tage, und mit Fortschreiten der Paarungszeit balzen nur noch einzelne Männchen, die wiederum zumeist unter Wasser rufen.
Larvenentwicklung, Geschlechtsreife, Alter:
Die Larven schlüpfen mit einer Gesamtlänge von 8-10mm. Im Laufe ihrer Entwicklung wachsen sie bis auf 60 mm heran. Der „Landgang" der Jungfrösche beginnt in Mitteleuropa Mitte bis Ende Juni und erreicht den Höhepunkt Mitte Juli. Letzte ab- wandernde Jungtiere können noch im Oktober beobachtet werden. Frisch metamorphosierte Frösche haben eine Kopf-Rumpf-Länge von 12-20 mm. Sie werden nach der 2. oder 3. Überwinterung geschlechtsreif. Springfrösche werden vermutlich ca. 10 Jahre alt.
Jahres- und Tagesaktivität:
Springfrösche überwintern in Mitteleuropa von September/Oktober bis Januar/ Februar, und zwar höchstwahrscheinlich zumeist an Land. Lange Zeit war umstritten, ob die Tiere im Wasser überwintern, da Männchen sehr zeitig im Frühjahr im Wasser zu finden sind, manchmal unter einer dünnen Eisdecke. Im allgemeinen wandern sie im Herbst dichter an die Laichgewässer heran als Weibchen. In Griechenland wurden im Wasser überwinternde Springfrösche (gemeinsam mit Seefröschen) nachgewiesen. Die Frühjahrswanderung findet häufiger am Tage statt als bei den anderen mitteleuropäischen Braunfroscharten, dies ist wohl auf die niedrigeren Nachttemperaturen während des zeitigen Frühjahres zurückzuführen. Zur Fortpflanzungszeit sind Springfrösche auch tagaktiv, stärker jedoch nachtaktiv; während des Landaufenthaltes sind sie vor allem in der Dämmerung und nachts zu beobachten. Springfrösche entfernen sich bis zu 2 Kilometer vom Laichgewässer.
Gefährdung und Schutz:
Vor allem die nördlichen Randpopulationen außerhalb des geschlossenen Verbreitungsgebietes bedürfen eines strengen Schutzes. Zur Optimierung von Springfrosch-Laichgewässern sollten im Flachwasserbereich etwa fingerstarke Äste eingebracht werden, die vielleicht bei Pflegemaßnahmen (Gehölzrückschnitt) im Gewässerumfeld anfallen. Sie werden als ,,Laichsubstrat" verschiedenen Wasserpflanzen vorgezogen. Die Erhaltung ursprünglicher Auwaldreste sowie natürlicher Waldbau sind weitere, vorrangige Maßnahmen, um nicht nur diese Art zu erhalten.