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Der Nördlicher Kammmolch - Triturus cristatus
Artcharakteristische Kennzeichen:
Mittelgroßer bis großer, schlanker Wassermolch (größte heimische Molchart); flacher und breiter Kopf; leuchtend gelbe Iris; Oberseite dunkelbraun bis schwarz mit größeren dunklen, runden Flecken; Bauch mit auffälligem orangefarben-schwarzen Zeichnungsmuster; Hautoberfläche rau, körnig.
Größe:
GL ♂ bis 160 mm GL ♀ bis 180 mm (selten 200 mm).
Geschlechtsunterschiede:
Sowohl in Wasser, als auch in Landtracht sind beide Geschlechter gut zu unterscheiden.
Wassertracht:
♂ mit hohem, tief gezacktem Rückenkamm, der an der Schwanzbasis durch eine Einkerbung vom Oberen Schwanzflossensaum getrennt ist. An Kopfseiten und Körperflanken Bereich mit vielen feinen weißen Pünktchen; entlang der Schwanzseiten auffälliges helles, oft silberfarbenes Längsband, Schwanzunterkante dunkel.Kloake stark aufgewölbt und schwarz. ♀ ohne Rückenkamm und ohne hellem Längsband entlang der Schwanzseiten. Weiße Pünktchen an Kopf und Körperflanken z. T. etwas weniger deutlich als beim ♂. Schwanzunterkante gelblich und Kloake hell, nicht aufgewölbt.
Landtracht:
Beim ♂ bleiben stark reduzierter, niedriger Rückenkamm und helles Längsband entlang der Schwanzflanken sichtbar. ♀ wie in Wassertracht, oftmals oberseits vollkommen schwarz. Hautoberfläche beider Geschlechter trocken und rau.
Jahreszyklus:
Dauer der Kältestarre von Oktober/November bis Februar. Zuwanderung zum Fortpflanzungsgewässer Ende Februar/Anfang-Mitte März. Gewässer werden zwischen Mitte Juli und Anfang Oktober verlassen, um geeignete Landverstecke aufzusuchen. Nördliche Kammmolche können auch ganzjährig im Gewässer bleiben.
Tagesaktivität:
Die Art ist vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv; im Landlebensraum bei Niederschlägen auch am Tag zu finden.
Fortpflanzung:
Das komplexe „Balzverhalten“ der Art ähnelt dem von Berg- und Teichmolch, unterscheidet sich jedoch in einigen Verhaltenssequenzen deutlich. Die Schwanzvibrationen des ♂ sind z. B. deutlich langsamer und werden von rhythmischen Körperbewegungen begleitet Es stellt sich vor dem Kopf quer vor das ♀ auf die Vorderbeine („Handstand“), bildet dabei einen „Katzenbuckel“ und schlägt mit dem Schwanz kräftig gegen seinen eigenen Körper und den der Partnerin. Dabei lösen sich auch seine Vorderbeine vom Bodengrund und die Partnerin weicht durch die Intensität des Schlages zurück.
Absetzen und Übernahme der Spermatophore verläuft ähnlich wie bei den anderen Molcharten. Ein ♂ setzte im Experiment in 90 Minuten drei Spermatophoren am Gewässerboden ab. Die Hauptaktivität balzender Tiere liegt in den ersten drei Stunden nach Einbruch der Dunkelheit. Das ♀ legt durchschnittlich etwa 200 gelbliche Eier, die es einzeln, vollständig in Wasserpflanzenblättchen einfaltet, sodass sie optisch trotz der intensiven Färbung kaum zu lokalisieren sind. Der Eidurchmesser beträgt ca. 2 mm, die umgebenden Gallerthüllen sind oval.
Bei 10°C Wassertemperatur dauert die Embryonalentwicklung 30 Tage, bei 25°C fünf Tage. Die Larven messen beim Schlupf 10-12 mm GL und können GL von 50-80 mm erreichen. Die Metamorphose ist in Mitteleuropa gewöhnlich zwischen August und Anfang Oktober abgeschlossen. Danach suchen die Jungtiere Versteckplätze an Land auf. Larven können auch im Gewässer überwintern.
Tagesverstecke und Winterquartiere:
Kammmolche suchen an Land vielfältige kühl-feuchte Verstecke auf. Die befinden sich häufig in unmittelbarer Nähe der Fortpflanzungsgewässer, z. B. unter Steinen und Totholz. Die gleichen Lokalitäten können auch als Winterquartiere dienen. Kammmolche halten sich auch ganzjährig im Gewässer auf.
Wanderdistanzen:
Die „Wanderleistung“ kann 10 bis 130 m pro Nacht betragen. Wobei Molche in mehr als 1 km vom Gewässer entfernt beobachtet wurden.
Nahrung:
Aufgrund der größeren Körpermaße werden auch größere Nahrungstiere als beim Teichmolch erbeutet. Im Wasser werden alle verfügbaren Beutetiere verzehrt, die sie bewältigen können, darunter auch Amphibieneier, Amphibienlarven (auch die der Erdkröte) und Teichmolche. Im Landlebensraum z. B. Nackt- und Gehäuseschnecken, Regenwürmer, Insekten und deren Larven. Aber beispielsweise auch Teichmolche und die eigenen Jungtiere.
Prädatoren:
z. B. Schwimmkäfer, Libellenlarven, Fische, Ringelnattern, Graureiher, Wasserspitzmäuse
Abwehrverhalten:
Zur Abwehr von Beutegreifern kann eine Schreckstellung eingenommen werden.Dabei krümmt sich der Molch bogenförmig und Teile der warnfarbigen Unterseite werden sichtbar. Nördliche Kammmolche sondern unter Stress z. T. größere Mengen ihres milchig-weißen Sekrets ab. Auch von dieser Molchart werden „Abwehrlaute“ produziert.
Alter:
Das durch Skelettochronologie (siehe Bergmolch) ermittelte Höchstalter in verschiedenen europäischen Vorkommen betrug für Männchen 17 und Weibchen 16 Jahre.
Bemerkenswertes:
Im Hautsekret des Nördlichen Kammmolchs ist das Nervengift Tedrodotoxin (TTX) enthalten. In geringer Konzentration befindet sich dieses Alkaloid auch in den Eiern unserer heimischen Molcharten. Kommt das Sekret mit unseren Schleimhäuten in Kontakt führt das zu Reaktionen wie Brennen und erhöhten Sekretfluss. Tedrodotoxine blockieren die Nerven- und Muskelerregung.
Text: Andreas Nöllert