Die Kreuzkröte - Epidalea calamita

Kreuzkröte, Natterjack Toad, Epidalea calamita

Artcharakteristische Kennzeichen:

Kleinste europäische Krötenart mit gelber Rückenlinie; Parotoiden verlaufen zueinander parallel und sind nach hinten keilförmig verjüngt; Pupille waagerecht elliptisch, Iris zitronengelb bis grün; Trommelfell häufig undeutlich sichtbar, Gliedmaßen kurz, Unterseite 4. Zehe mit paarigen Gelenkhöckerchen; Hautoberfläche trocken und rau, von kleinen, rötlichen oder kastanienbraunen Wärzchen bedeckt;Unterseite schmutzigweiß-hellgrau und dunkel gefleckt, Haut im hinteren Bauchdrittel stark granuliert. Kreuzkröten laufen mäuseartig schnell.

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Größe:

KRL ♂♂ 40-70 mm; ♀♀ 50-80 mm.

Geschlechtsunterschiede:

Vorderbeine des ♂ muskulöser als bei ♀, zur Fortpflanzungszeit mit dunkel pigmentierten Brunftschwielen an den ersten drei Fingern. Große, kehlständige Schallblase; Kehlregion ♂rötlich-bläulich, ♀schmutzigweiß.

Jahreszyklus:

Kältestarre zwischen Ende September/Anfang Oktober und Ende März/Anfang April. Fortpflanzungszeit von Anfang April bis Anfang August. Während langer sommerlicher Trockenperioden Sommerruhe (Ästivation) zur Vermeidung von Flüssigkeitsverlusten (Dehydratation).

Tagesaktivität:

Kreuzkröten sind dämmerungs- und nachtaktiv; Jungtiere nach der Metamorphose kurze Zeit auch tagaktiv.

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Fortpflanzung:

Der Fortpflanzungsbeginn korreliert mit ersten intensiven „Frühjahrsniederschlägen“. Während der langen Fortpflanzungszeit kommt es zu zwei bis drei Laichabgaben, an denen jeweils unterschiedliche Gruppen (Kohorten) von „Frühjahrs- und Sommerlaichern“ im gleichen Laichgebiet beteiligt sind. Auslöser für die Laichzeit sind wiederum Niederschläge. Zur Paarung wird das ♀ vom ♂ in der Achselgegend (Amplexusaxillaris) umklammert. Die beiden Eischnüre enthalten 700 bis 9000 Eier, die beim Austritt aus der Kloake vom ♂ besamt werden. Je nach Dehnungsgrad messen sie bis zu 2 m Länge und werden am Boden in der Flachwasserzone deponiert. Die gallertige Schnur misst 4-6 mm im Durchmesser, die schwarzen Eier 1-1,6 mm. Nach 2 Tagen (Hochsommer) bis 2 Wochen (Frühjahr) ist die Embryonalentwicklung abgeschlossen und die Larven schlüpfen mit 3,5-5 mm GL und erreichen 22-30 mm GL. Je nach Wassertemperatur ist die Metamorphose zwischen 17 und 100 Tagen abgeschlossen. Metamorphlinge messen 4 bis 13 mm KRL.

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Anzeigerufe:

Der Ruf wird als „rätschend oder knarrend“ umschrieben. Die große Schallblase ist ein „gewaltiger“ Resonanzraum wodurch die Anzeigerufe noch in mehr als 1 km Entfernung zu hören sind.Männchen rufen erst bei Beleuchtungsstärken unterhalb 200 Lux.

Tagesverstecke und Winterquartiere:

Tagesverstecke und Winterquartiere liegen zumeist in unmittelbarer Nähe des Fortpflanzungsgewässers und sind nicht selten identisch. Vor allem in leichter grabbare Böden südexponierter Böschungen und Hangbereiche werden mit den Hintergliedmaßen bis zu 40 cm tiefe Gänge gegraben. Als Verstecke in den häufig vegetationsarmen Lebensräumen dienen auch Steine, Erd- und Felsspalten oder verlassene Bauten von Kleinnagern. Winterquartiere befinden sich in ca. 20-80 cm Tiefe.

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Wanderdistanzen:

Die meisten Männchen besitzen einen Aktionsradius von 600 m, die Weibchen von etwa 2 km. Einzeltiere wandern 3-5 km. Eine Jungkröte wanderte in einer Nacht 588 m.

Nahrung:

Es werden alle in den trocken-warmen Pionierlebensräumen der Art vorhandenen und bewältigbaren Organismen verzehrt. Aktiv vermieden werden Wespen, Kartoffelkäfer und die Larven des Kohlweißlings. Die Larven verzehren u. a. pflanzliches Plankton, Pflanzenteile, Aas, Amphibienlaich und der eigene Kot (Koprophagie).

Prädatoren:

Als Beutegreifer wurden u. a. Ringelnatter, Lachmöwen, Graureiher, Elstern und Watvögel (Limikolen) nachgewiesen.

Abwehrverhalten:

Bei Gefahr blähen sich Kreuzkröten auf, heben das Hinterteil an und sondern ein weißliches (giftiges) Hautsekret sowie einen arttypischen Geruch ab. Männchen können Schreckrufe, beide Geschlechter Befreiungsrufe produzieren.

Alter:

Nach skelettochronologischen Analysen erreichen Kreuzkröten im Lebensraum ein Alter von 7-9 Jahren, ein Weibchen erreichte 17 Jahre. In menschlicher Obhut (Terrarium) werden Kreuzkröten 26-28 Jahre alt.

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Bemerkenswertes:

Kreuzkröten zeichnen sich durch eine hohe Toleranz gegenüber des Salzgehaltes ihrer Umwelt aus. Somit werden auch Brackwassertümpel, Salzmoore und Uferbereiche der Ostsee erfolgreich zur Fortpflanzung genutzt. Selbst relativ hohe Ammoniumkonzentrationen wirken nicht schädigend. Sie tolerieren im Freiland Körpertemperaturen von 38°C, Larven zudem kurzzeitig Wassertemperaturen von 40°C.

Text: Andreas Nöllert

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