- Startseite
- › Wissen
- › Der Grasfrosch - Rana temporaria
Der Grasfrosch - Rana temporaria
Artcharakteristische Kennzeichen:
Großer, „plumper“ Braunfrosch mit kurzer, aufgewölbter und abgerundeter Schnauze; innerer Fersenhöcker klein; Haut glattmit kleinen Wärzchen und weich; beiderseits schmale Drüsenleiste(-wulst) vom Hinterrand des Auges bis zum Körperende.
Größe:
KRL ♂♂ 65-85 mm; KRL ♀♀ 68-90 mm (Ausnahme 110 mm).
Geschlechtsunterschiede:
♂ mit großen Brunftschwielen am Daumen, die während der Fortpflanzungszeit schwarzbraun pigmentiert sind, Ober- und Unterarme muskulöser als beim ♀; ♂ zur Fortpflanzungszeit mit bläulichem Kehl- und Trommelfellbereich sowie Schwimmhäuten; Haut durch Lymphansammlungen „wabbelig“; paarige innere Schallblasen; ♀ während der Fortpflanzungszeit mit feinen hellen Körnelungen („Laichausschlag“) auf Hinterrücken, Körperflanken sowie Ober- und Unterschenkeln, Bauch mit rötlich-bräunlichem Netzmuster, keine Schallblasen.
Jahreszyklus:
Die Überwinterungslebensräume werden im Spätherbst und z. T. erst im Dezember aufgesucht (siehe Bemerkenswertes). Erste Fortpflanzungsaktivitäten können bereits im Februar erfolgen. „Hauptlaichzeit“ sind März und Anfang April. Nach der kurzen Fortpflanzungszeit suchen Grasfrösche erneut Landverstecke auf, in denen sie bis Ende April/Anfang Mai verbleiben und dann den Sommerlebensraum zur Nahrungsaufnahme aufsuchen.
Tagesaktivität:
Während der Fortpflanzungszeit tag- und nachtaktiv, im Sommerlebensraum vor allem dämmerungs- und nachtaktiv.
Fortpflanzung:
Grasfrösche sind Explosivlaicher (vgl. Erdkröte). Männchen bilden große Rufgemeinschaften im Flachwasser. Das ♀ wird vom ♂ in der Achselgegend umklammert (Amplexusaxillaris) wobei die Vordergliedmaßen den gesamten Körper der Partnerin umfassen. Das Eipaket (Laichballen) des ♀ enthält die Eier aus beiden Eileitern, wird bei Austritt aus der Kloake vom ♂ besamt und liegt zunächst am Gewässergrund oder auf Wasserpflanzen. Nachdem es Wasser aufgenommen hat und gequollen ist, steigt es zur Wasseroberfläche. An den Laichplätzen können viele quadratmetergroße Ballenteppiche entstehen. Je Saison legt ein ♀ 400-4.300 Eier. Der Eidurchmesser beträgt 1,7-2,8 mm, der Durchmesser der umschließenden Gallerthüllen 8-10 mm. Nach vier (20°C Wassertemperatur) bis 27 (8°C) Tagen ist die Embryonalentwicklung abgeschlossen. Die Larven messen beim Schlupf 6-9 mm GL und erreichen ca. 46 mm GL. Nach 5 bis 12 Wochen ist die Metamorphose beendet und die Metamorphlinge messen 10-16 mm KRL.
Anzeigerufe:
Die „Paarungsrufe“ können als „dumpfes Knurren“ oder „Grunzen“ umschrieben werden. Durch die Luft aus den Lungenflügeln werden die inneren Schallblasen aufgebläht, wobei im Kehlbereich der Männchen beiderseits eine Aufwölbung sichtbar ist. Die knurrenden Rufe sind auch im Herbst im Überwinterungsgewässer zu hören.
Tagesverstecke und Winterquartiere:
Außerhalb der Fortpflanzungszeit siedeln Grasfrösche auf Feuchtwiesen und in Wäldern, wo Verstecke zwischen der Kraut- und Grasvegetation aufgesucht werden. Nicht selten halten sie sich wie Wasserfrösche entlang von Bach- und Teichufern auf, wo sie bei Störung ins Wasser springen, untertauchen und kurzeitig Verstecke am Gewässerboden aufsuchen. Die Überwinterung erfolgt in Stand- und in Fließgewässern, die z. T. mit dem Fortpflanzungsgewässer identisch sind. Jungtiere überwintern häufig an Land.
Wanderdistanzen:
Die Sommerlebensräume liegen bis zu 2 km vom Fortpflanzungsgewässer entfernt. Als Maximalwert wurden 3,8 km ermittelt
Nahrung:
Grasfrösche verzehren vor allem Zweiflügler, Käfer, Larven (Raupen)von Schmetterlingen, Lungenschnecken und Webspinnen.
Prädatoren:
Siehe Teichfrosch.
Abwehrverhalten:
Grasfrösche können bei Bedrohung durch Beutegreifer den „Unkenreflex“ (siehe Gelbbauchunke) zeigen. Von beiden Geschlechtern werden Abwehrrufe produziert.
Alter:
Im Lebensraum bis zu 10 Jahren, in menschlicher Obhut (Terrarium) 18 Jahre.
Bemerkenswertes:
Grasfrosch sowie Erdkröte, Teich und Seefrosch sind nicht selten auch während der Wintermonate aktiv und fallen nicht immer in eine durchgängige Kältestarre. Temperaturen über 4°C lösen Bewegungsaktivitäten und z. T. auch größere Ortswechsel aus. In Bergwerkstollen überwinternde Amphibienarten sind so beispielsweise das ganze Jahr aktiv. Gras- und Seefrösche wurden beim Schwimmen unter der Eisdecke ihrer Überwinterungsgewässer beobachtet.
Text: Andreas Nöllert