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Die Gelbbauchunke - Bombina variegata
Artcharakteristische Kennzeichen:
Kleiner Froschlurch mit auffällig gelber, schwarz oder grau gefleckter Bauchseite und flachem, gedrungenem Körperbau. Oberseits mit kräftigen Warzen, die von spitzen Hornhöckerchen umgeben sind. Der Kopf ist breit, abgerundet, die Pupille ist herzförmig.
Größe:
KRL beider Geschlechter bis 55 mm, selten bis 60 mm.
Geschlechtsunterschiede:
♂ zur Fortpflanzungszeit mit dunkel pigmentierten Brunftschwielen auf Innenseite des Unterarms, an ersten drei Fingern und den drei mittleren Zehen. ♂ oft mit hellem Zentrum in den dunklen Zeichnungselementen der Bauchseite; selten auch bei großen Weibchen.
Jahreszyklus:
Dauer der Kältestarre in Mitteleuropa von September/Oktober bis Ende März. Während langer sommerlicherTrockenperioden ist erneute Ruhephase möglich. Fortpflanzungszeit von Mitte April bis Anfang August. Jährlich bis zu drei Ruf- und Laichzeiten möglich, die u. a. durch ergiebige Niederschläge ausgelöst werden.
Tagesaktivität:
Gelbbauchunken sind in der Ruf- und Eiablagezeit tag- und nachtaktiv, im Landlebensraum dämmerungs- und nachtaktiv. Während oder nach Niederschlägen verlassen sie auch am Tag ihre Versteckplätze an Land.
Fortpflanzung:
Rufgewässer der Männchen und Fortpflanzungsgewässer sind im Idealfall vegetationslos oder –arm, wodurch die Anzahl möglicher Prädatoren gemindert wird. ♂ bildet Revier auf der Wasseroberfläche mit 0,9 bis 1,7 m Durchmesser. Das wird u. a. durch Miniatur-Wasserwellen markiert, die infolge der auf die Wasseroberfläche übertragenen „Rufenergie“erzeugt werden. Zur Paarung umklammert das ♂ die Partnerin im Lendenbereich (Amplexuslumbalis). Vom ♀ werden geeignete Eiablageplätze (z. B. Grashalme, Zweige) aufgesucht. Während der Ablage werden die Eizellen vom ♂ besamt (äußere Befruchtung). Das ♀ legt jährlich 120-170 Eier, die in Form kleiner Klümpchen mit 2-30 Eiern im Gewässer verteilt werden. Der Eidurchmesser beträgt 1,5-2 mm, der der runden Gallerthüllen 5-8 mm. Nach zwei bis drei Tagen ist die Embryonalentwicklung abgeschlossen und die Larven (Kaulquappen) schlüpfen mit 7-9 mm GL. Sie erreichen GL von ca. 55 mm. Sie beenden nach 41-67 Tagen, zwischen Mitte Juni und Mitte Oktober, die Metamorphose. Beim „Landgang“ messen sie 12-16 mm KRL.
Anzeigerufe:
Die „Paarungsrufe“ sind leise, melodische Klänge, die mit „uuh..uuh..uuh“ umschrieben werden könnnen und mehr als 40mal in der Minute produziert werden. Gelbbauchunken besitzen keine Schallblasen.
Tagesverstecke und Winterquartiere:
Zwischen den Ruf- und Eiablagezeiten werden vegetationsreiche Aufenthaltsgewässer aufgesucht, vielfach auch Landverstecke in unmittelbarer Wassernähe. Dazu dienen Steine und Steinansammlungen, Totholz, Lückensysteme zwischen der Bodenvegetation oder auch verlassene Bauten von Kleinsäugern. Derartige Versteckplätze können auch zur Überwinterung genutzt werden.
Wanderdistanzen:
Gelbbauchunken sind relativ ortstreu. Bei Verschlechterung der Lebensbedingungen (z. B. Zunahme der Beschattung und Vegetation) und Erschließung neuer Lebensräume können bemerkenswerte Strecken bewältigt werden. So legte ein ♀ innerhalb von drei Jahren mindesten 5138 m zurück. „Weitwanderer“ sind zumeist jüngere Tiere.
Nahrung:
Als Nahrung dienen Käfer, Ameisen, Fliegen, Zikaden, Tausendfüßer und Spinnen.
Prädatoren:
Laich und Larven werden v. a. von Rückenschwimmern, Schwimmwanzen, Großlibellenlarven (z. B. Plattbauch) und den Molcharten verzehrt. „Erwachsene“ Gelbbauchunken dienen aufgrund ihrer Hautgifte nur wenigen Beutegreifern als Nahrung, beispielsweise der Ringelnatter.
Abwehrverhalten:
Auf Störungen reagieren Gelbbauchunken zumeist mit Flucht auf den Gewässerboden, wo sie sich im Substrat verbergen. An Land wird eine passive Abwehr und Schreckstellung eingenommen, die als „Unkenreflex“ (Kahnstellung) bezeichnet wird. Kopf und Rumpfende werden vom Boden gehoben, der Rücken durchgebogen (Hohlkreuz) sowie Arme und Beine angehoben und nach oben gedreht. Dadurch werden Teile der warnfarbigen Unterseite sichtbar. Gleichzeitig wird ein saures, scharf riechendes, weißes Hautsekret abgesondert, mit dem sich Gelbbauchunken unter starkem Stress regelrecht „einschäumen“ können.
Alter:
Ein Drittel der Gelbbauchunken auf einem ehemaligen militärischen Übungsplatz in Thüringen hatten ein Mindestalter von 6-12 Jahren. In menschlicher Obhut wurde ein Tier 27 Jahre im Terrarium gepflegt. Durch das hohe Lebensalter können z. B. Verluste durch Fortpflanzungsausfälle (Trockenheit) kompensiert werden.
Bemerkenswertes:
Das Hautsekret der Gelbbauchunke enthält Bombesin, ein aus 14 Aminosäuren bestehendes Insulin ähnliches Peptidhormon. Durch Kontakt mit dem Hautsekret wirdbeim Menschen die Schleimproduktion in den Luftwegen und die Tränensekretion angeregt. Der Kontakt mit Schleimhäuten und Wunden führt zu starken, brennenden Schmerzen.
Text: Andreas Nöllert