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Der Feuersalamander - Salamandra salamandra
Charakteristik:
Mittelgroßer bis großer Landsalamander; Gestalt gedrungen bis plump; Oberseite lack- schwarz, mit gelbem oder rötlichem Flecken-/Streifenmuster, glänzend; große Parotiden; weite Teile Europas.
Beschreibung:
In Mitteleuropa erreicht der Feuersalamander zumeist 140-170 mm Gesamtlänge, kann jedoch durchaus 200 mm messen. In Süd-Portugal wurde ein Exemplar mit 253 mm, in Israel mit 295 mm vermessen. Der Kopf ist etwas länger als breit und hat große Augen sowie auffällige, nierenförmige Parotiden (Ohrdrüsen), auf denen die einzelnen Drüsenöffnungen als dunkle Pünktchen sichtbar sind. Je nach Unterart ist die Schnauzenspitze breit abgerundet oder spitzer auslaufend, wobei der Oberkiefer den Unterkiefer überragen kann. Der Rumpf ist breit, etwas abgeflacht, an den Flanken mit Rippenfurchen und jeweils einer Reihe höckerartiger Erhebungen versehen, auf denen wiederum Drüsenöffnungen sichtbar sind. Längs der Rückenmitte zieht sich beiderseits je eine Reihe kleiner Drüsenporen. Der Schwanz ist im Querschnitt rundlich bis oval und er- reicht maximal Kopf-Rumpf-Länge. Auf seiner Unterseite weist er eine Längsrinne auf. Die Haut ist relativ glatt und glänzend. Auf lackschwarzem Grund ist auf der Oberseite ein hochvariables gelbes, rötliches oder rotes Flecken- und/oder Streifenmuster ausgebildet. Gewisse Regelmäßigkeiten treten beim Vorhandensein gelblicher Zeichnungselemente auf den oberen Augenlidern, den Parotiden, auf Ober- und Unterarm, Ober- und Unterschenkeln und der Oberseite von Händen und Füßen in Erscheinung. Es gibt Individuen, wo der gelbe oder schwarze Farbanteil stark überwiegt; seltener sind Vollalbinos, gänzlich gelbe oder schwarze Feuersalamander. Die Unterseite ist grau, schwarz oder bräunlich und verwaschen gelblich bis rötlich gefleckt, manchmal auch mit einem scharf begrenzten gelben bis roten Zeichnungsmuster ausgestattet.
Geschlechtsunterschiede:
Im Gegensatz zu den Weibchen haben die Männchen eine stärker gewölbte Kloake und längere Vordergliedmaßen. Oftmals sind die Weibchen massiger.
Verbreitung:
Der Feuersalamander besitzt das größte Verbreitungsgebiet aller europäischen Landsalamander. Die Nordgrenze zieht sich durch Norddeutschland, etwa entlang der Linie Lauenburg-Lüneburg- Bremen-Oldenburg, dabei befinden sich nördlich der deutschen Mittelgebirge lediglich verstreute Vorkommen. Im Osten verläuft die Grenze östlich der Elbe, durch Süd-Polen, am nördlichen Karpatenrand, in die Ukrainischen Karpaten (ehemalige UdSSR) und bis nach Rumänien. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich in Richtung Süden über die Balkanhalbinsel bis auf den Peloponnes; Türkisch-Thrakien ist ebenfalls besiedelt. In Richtung Westen sind der westliche Teil Italiens bis in den Südwestzipfel des Stiefels, der Südzipfel der niederländischen Provinz Limburg, Belgien und Luxemburg sowie Frankreich von der Art besiedelt. Auf der Iberischen Halbinsel findet man den Feuersalamander in Portugal und Nord-Spanien nahezu flächendeckend. Weniger dicht sind die Fundpunkte im westlichen und südlichen Teil Spaniens. Aus Zentral- und Ost-Spanien liegen kaum oder keine Nachweise vor. Ansiedlungsversuche wurden in Großbritannien unternommen, die jedoch misslangen. Der Salamander fehlt in Dänemark, Skandinavien, im Norden Deutschlands und Polens, im Donaudelta, auf Kreta, in großen Teilen der Poebene und nahezu der gesamten Osthälfte Italiens, auf Malta, Sizilien, Sardinien, Korsika und den Balearen. Außerhalb Europas siedelt er in Teilen Marokkos, Algeriens, Israels, Syriens, der westlichen und südlichen Türkei; zwei Funde wurden aus dem Osten der Türkei und dem Iran bekannt.
Lebensraum:
In Mittel- und Ost-Europa ist der Feuersalamander vor allem eine Art nährstoffreicher, frischer bis feuchter Laub- (Buchen-)Wälder. Die größte Siedlungsdichte hat er dort in Waldrandlagen. Seltener findet man ihn in lichten Nadelwäldern mit einer ausgeprägten Moos- und Krautschicht. Offenere Lebensräume wie Wiesen und Weiden oder sogar die blockreiche Uferregion von Seen sind in höheren Gebirgslagen typische Fundorte der Art. In allen Lebensräumen ist das Vorhandensein feuchter und kühler Verstecke im Wurzelbereich der Bäume, unter totem Holz, in Fels- und Mauer- spalten, im Falllaub, aber auch in Kleinsäugerbauten und unter größeren Steinplatten von Bedeutung. Nicht selten liegen dort auch die Winterquartiere. Wichtige Überwinterungsplätze unserer Art sind stillgelegte Bergwerksstollen, wie sie aus dem Harz oder aus Westfalen bekannt wurden. Die Larven werden vor allem in den Kolken kühler, sauberer und sauerstoffreicher Fließgewässer abgesetzt. Dort leben sie unter Wurzeln, zwischen Steinen oder im Falllaub versteckt. Im Hochgebirge sind Larven auch in Seerandbereichen zu beobachten. Die Vegetation der Larvengewässer ist von untergeordneter Bedeutung. Die Vertikalverbreitung reicht von Meereshöhe bis in 2150 m NN (Tirol). Die Mehrzahl der Funde, beispielsweise in der Schweiz, gelang zwischen 400 und 700 m NN. In Mitteleuropa findet man im gleichen Lebensraum oft den Grasfrosch und die Erdkröte oder den Bergmolch.
Nahrung:
In der Umgebung von Graz wurde der Mageninhalt von 32 Feuersalamandern untersucht. Von 313 Beutetieren waren: 53 Landschnecken, 20 Doppelfüßer, 12 Regenwürmer, 10 Webspinnen und 9 Schmetterlingslarven. Andere Wirbellose waren mit 1-7 Exemplaren vertreten. Die Larven ernähren sich von Bachflohkrebsen, den Larven von Eintags- und Köcherfliegen, bei hoher Siedlungsdichte und Nahrungsknappheit sind sie mitunter kannibalisch.
Feinde:
Bisher ist über natürliche Feinde erwachsener Feuersalamander nur wenig bekannt. Verschiedene Haus- und Zootiere erbrachen oder starben nach dem „Genuss“ von Feuersalamandern. Unter Laborbedingungen fraßen Ratten, Hühner und Enten junge Salamander. Auch Laufkäfer konnten als Fressfeinde der Jungtiere beobachtet werden. Die Larven werden vor allem von Forellen und verschiedenen Fließgewässerlibellenlarven verzehrt.
Abwehrverhalten:
Die wichtigste Abwehrfunktion haben die im Hautsekret enthaltenen Gifte wie beispielsweise das Alkaloid Samandarin, das bei entsprechender Konzentration und Dosierung tödlich wirkt. Vermutlich nimmt mit zunehmendem Alter die Giftigkeit oder, was wahrscheinlicher ist, der schlechte Geschmack der ausgeschiedenen Sekrete zu.
Fortpflanzung:
Die Paarung erfolgt an Land und in Mitteleuropa vor allem zwischen März und September mit einem Gipfel im Juli. Das Männchen verfolgt das Weibchen, drückt seine Schnauze von oben auf ihren Rumpf (prüft) und versucht sich anschließend unter die Partnerin zu schieben. Liegen die Köpfe des Pärchens übereinander, stemmt sich das Männchen hoch und hebt dadurch das Weibchen vom Boden ab. Es umklammert mit seinen Vordergliedmaßen die der Partnerin von hinten, drückt seinen Kopf gegen ihre Kehle und stimuliert durch seitliche Pendelbewegungen des Schwanzes die Kloakenregion des Weibchens. Werden die Bewegungen vom Weibchen beantwortet, setzt das Männchen die Spermatophore ab, legt den Schwanz zur Seite, und die Kloakenlippen des Weibchens senken sich langsam über die Spermatophore. Nach der inneren Befruchtung der Eizellen und einer Tragzeit von etwa 8 Monaten werden je nach Weibchengröße 8-60 kiementragende Larven im Flachwasser abgesetzt. Sie messen 24-35 mm. Der „Geburtengipfel" in Mitteleuropa liegt im März. Vereinzelt wurde das Absetzen voll entwickelter Jungsalamander auch bei Salamandra salamandra salamandra beobachtet.
Larvenentwicklung, Geschlechtsreife, Alter:
Unter mitteleuropäischen Bedingungen ist die Metamorphose nach etwa 4 Monaten abgeschlossen. Die Jungsalamander messen 46- 65 mm Gesamtlänge. Gelegentlich können Larven überwintern. Feuersalamander werden mit 2-4 Jahren geschlechtsreif und können in ihrem natürlichen Lebensraum mindestens 20 Jahre alt werden. In Gefangenschaft überlebte ein Feuersalamander 50 Jahre.
Jahres- und Tagesaktivität:
Je nach den klimatischen Verhältnissen sind in Mitteleuropa Salamander von Mittte Februar bis Oktober/November, seltener bis Januar im Freien zu beobachten. In Südeuropa erfolgt eine Überwinterung nicht generell. Dort werden sommerliche Trockenperioden in tieferen, feuchten Verstecken überdauert. In milden Wintern können auch in Mitteleuropa Feuersalamander ganzjährig aktiv sein. Der tägliche Aktivitätshöhepunkt liegt in den Nachtstunden, jedoch verlässt die Art bei Regenfällen nach längeren Trockenperioden auch ausnahmsweise am Tage das Versteck. Larven kann man auch am Tage bei der Nahrungsaufnahme beobachten. Gefährdung und Schutz: In scheinbar ungestörten, intakten Lebensräumen kann die Individuendichte relativ hoch sein. Auf zwei Probeflächen in den nördlichen Pyrenäen wurden 294 und 390 Tiere je Hektar gezählt. In der Kernzone eines westfälischen Vorkommens ermittelte man 317 Individuen pro Hektar.
Gefährdung und Schutz:
Gefährdet ist der Feuersalamander vor allem durch die Zerstörung der natürlichen Laubwaldbestände und die Anlage von Fichtenmonokulturen, durch den Straßenverkehr, die zunehmende Gewässerverschmutzung und die zunehmende Forellenhaltung in Gebirgsbächen.
Text: Andreas Nöllert