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Die Erdkröte - Bufo bufo
Artcharakteristische Kennzeichen:
Große, plumpe Krötenart mit breitem, vorn abgerundetemKopf; hinter den Augen längliche, nach hinten auseinanderweichende Drüsenwülste (Parotoiden); Pupille waagerecht elliptisch, Iris kupfer- bis goldfarbig; Trommelfell zumeist sichtbar; Hinterbeine kurz und Unterseite der 4. (längste) Zehe mit paarigen Gelenkhöckerchen; Oberseite dicht mit Warzen bedeckt, zumeist ±einheitlich oliv-grau-braun; Unterseite ±Grautöne, häufig mit dunklen Marmorierungen.
Größe:
KRL ♂♂ 40-90 mm; ♀♀ 60-120 mm.
Geschlechtsunterschiede:
Deutlicher Unterschied (Geschlechtsdimorphismus) hinsichtlich KRL und Körpermasse; Vorderbeine des ♂ muskulöser als bei ♀, zur Fortpflanzungszeit mit dunkel pigmentierten hornigen Brunstschwielen an den ersten drei Fingern.
Jahreszyklus:
Kältestarre zwischen Oktober und Februar. Im Februar/März erfolgt die Frühjahrswanderung zum Fortpflanzungsgewässer. Die Fortpflanzungszeit liegt zumeist im März/April. Daran schließt sich die Rückwanderung vom Laichgewässer in den Sommerlebensraum an. Die Herbstwanderung aus dem Sommerlebensraum zum Winterquartier erfolgt zwischen September und November und ist bereits in Richtung Laichgewässer orientiert.
Tagesaktivitat:
Während der Fortpflanzungszeit sind Erdkröten tag- und nachtaktiv, im Landlebensraum v. a. nacht- und dämmerungsaktiv, während Niederschlägen auch am Tag zu beobachten.
Fortpflanzung:
Erdkröten besitzen eine kurze Fortpflanzungszeit (Explosivlaicher) während der sich ein großer Teil der fortpflanzungsfähigen Tiere einer Population im Laichgewässer aufhält. Der Beginn variiert regional stark, z.B. in Abhängigkeit von der geografischer Breite, Höhenlage und Wasserführung des Gewässers. Bereits während der Anwanderungsphase erwartet das ♂ aufrecht sitzend eine mögliche Partnerin, die sofort in der Achselgegend (Amplexusaxillaris) umklammert wird. 48%-84% der Weibchen erreichen bereits verpaart das Laichgewässer.
Die beiden Eischnüre (je Eileiter eine Schnur) enthalten 750-8100 Eier, die beim Austritt aus der Kloake vom ♂ besamt (äußere Befruchtung) werden. Durch das umherschwimmende Pärchen wird die Eischnur um Pflanzenteile im Gewässer geschlungen. Je nach Dehnungsgrad kann sie zwei bis fünf Meter Länge und den Durchmesser eines kleinen Fingers erreichen. Die Eier messen ca. 2 mm. Nach 6-14 Tagen ist die Embryonalentwicklung abgeschlossen und die Larven schlüpfen mit 4-6 mm GL. Sie haften weitere 3-10 Tage an der Eischnur bis sich Außenkiemen, Ruderschwanz sowie die Mundöffnung entwickelt haben und sie selbständig schwimmen und Nahrung aufnehmen können. Die schwarzen Kaulquappen messen 35 mm GL und bilden oft riesige Schwärme (Schulen). Nach 6-8 Wochen ist die Metamorphose beendet und die Jungkröten verlassen mit 8-12 mm KRL gleichzeitig, oftmals massenhaft (Krötenregen), das Gewässer.
Anzeigerufe:
Erdkröten Männchen besitzen keine Schallblase. Die Rufe am Laichplatz sind zumeist Abwehrrufe der Männchen, die durch gegenseitige Klammerversuche und Berührungen provoziert werden. Der „eigentliche Paarungsruf“ klingt wie ein metallisches, länger gezogenes „oäck…oäck…oäck“. Er ist häufig von einzeln sitzenden Männchen nach der Hauptlaichzeit zu hören.
Tagesverstecke und Winterquartiere:
Nach der Fortpflanzungszeit suchen Erdkröten Verstecke unter Steinen und Totholz, in Felsspalten, Lückensystemen und Höhlungen auf. Sie befinden sich in Wäldern, Gärten, Agrarlandschaften und auch inmitten von Großstädten. Als Winterquartiere werden ähnliche Verstecke in den gleichen Lebensräumen genutzt.
Wanderdistanzen:
Zwischen Laichgewässer und Sommerlebensraum wurden Distanzen von 0,5 bis 3 km sowie zwischen Winterquartierund Laichgewässer 0,1-0,5 km ermittelt. Reviergrößen („home-ranges“) einzelner Erdkröten betrugen 490 bis 3.420 m².
Nahrung:
Erdkröten verzehren z. B. nachtaktive Insekten und deren Larven, Spinnen, Asseln, Regenwürmer und Nacktschnecken. Die Larven „weiden“ z. B. den Algenbewuchs von Steinen, oder von organischem Material.
Prädatoren:
Erdkröten werden u. a. von Waschbär, Iltis, Dachs, Fuchs, Igel, Wildschwein, Graureiher, Weiß- und Schwarzstorch, Krähenvögeln, Rohrweihe, Waldkauz, Waldohreule und der Ringelnatter erbeutet. Aufgrund der in den Körnerdrüsen der Haut produzierten Bufotoxine werden sie aber oftmals nicht von den Beutegreifern verzehrt. Die Kaulquappen werden von Wasserinsekten und Insektenlarven erbeutet. Nur wenige Fisch- und Amphibienarten ernähren sich auch von Erdkrötenlarven.
Abwehrverhalten:
Bei Gefahr wird z. B. der Körper aufgebläht, eine Stelzhaltung eingenommen und Hautgifte werden ausgeschieden.
Alter:
Im „Freiland“ 20-25Jahre, bei Haltung in menschlicher Obhut (Terrarium) 36-40 Jahre.
Bemerkenswertes:
Während des Wasseraufenthalts erfolgen verstärkt Lympheinlagerungen in die Lymphgefäße unter der Haut, wodurch Erdkröten in dieser Zeit „schwabbelig“ erscheinen. Die Arten der Familie Bufonidae tragen im Oberkiefer keine Zähne und Männchen besitzen rudimentäre Eierstöcke (Ovarien), die als Biddersche Organe bezeichnet werden. Nach experimenteller Entfernung der inneren Hoden entwickelt sich daraus ein funktionsfähiger Eierstock.
Text: Andreas Nöllert